kapitelgrafik

DEENA ALJUHANI ABDULAZIZ

deena-abdulaziz

„Vogue“ ist mit einer arabischen Ausgabe am Start. Chefredakteurin war zum Auftakt die saudische Prinzessin Deena Aljuhani Abdulaziz, die den Spagat zwischen Orient und Okzident nicht nur in Stilfragen perfekt beherrscht.

Die ebenso schöne wie geistreiche Gemahlin des saudi-arabischen Prinzen Sultan bin Fahad bin Nasser bin Abdulaziz, die bereits als Kind sämtliche Magazine und Bücher zum Thema Mode inhalierte, ist heute weithin bekannt als Fashion-Addict mit einem immensen Wissen und vor allem Gespür für Trends und aus den Front Rows der internationalen Modewochen nicht mehr wegzudenken. Dabei überrascht die 41-Jährige mit immer neuen, ebenso aufsehenerregenden wie stilsicheren Outfits, die die Kleidungsregeln ihrer Kultur respektieren und doch alles andere als angepasst sind. Mal trägt sie Chanel, mal die aufstrebenden Couturiers ihres Heimatlandes und erregt damit nicht nur das allgemeine Augenmerk bei Schauen und Events, sondern auch die Aufmerksamkeit der Streetstyle-Fotografen in Ost und West.

 

 

Stilikone und Scheherazade

Sie besitzt zwei Boutiquen mit dem sprechenden Namen D’NA in Riad und Doha, die nur einem persönlich ausgewählten Kundenkreis offenstehen und doch oder vielleicht gerade deshalb ein Sprungbrett für den Nachwuchs sind – oder, mit ihren eigenen Worten, „a 21st century salon of ideas“, in dem neben handverlesenen Couture-Kreationen, Möbelstücken und Designobjekten auch Kunstausstellungen und Filme präsentiert werden. Die Prinzessin fördert jedenfalls junge saudische Designerinnen wie Reem Al Kanhal, deren Startkollektion sie spontan in ihren Concept-Store aufnahm. Aber sie war auch eine der ersten Kundinnen von Prabal Gurung und Jason Wu, glaubte zudem schon früh an Shootingstars wie Erdem, Roksanda Ilincic, Mary Katrantzou oder Osman – und schulte damit zugleich den Sinn dieser ausländischen Designer für das, was in ihrer arabischen Heimat gut ankommt. 

Ja, und nun wird Deena Aljuhani Abdulaziz also als Chefin der „Vogue Arabia“ die Gratwanderung zwischen westlichem Lifestyle und den konservativen Erwartungen ihres Heimatlandes wagen – oder, wie sie selbst es auszudrückt, den Brückenschlag zwischen Ost und West mittels Mode, Kunst und Design. Die zweisprachige digitale Ausgabe von „Vogue Arabia“ ging am 25. Oktober 2016 online, im Frühjahr 2017 folgt die erste Print-Ausgabe. Der Zeitschrift „Gala“ sagte sie dazu: „Es stimmt, dass unsere Region konservativ ist, aber arabische Frauen unterscheiden sich darin nicht von anderen Frauen weltweit, dass sie sich stark fühlen und wunderschön aussehen wollen.“ Und die deutsche „Vogue“ zitierte sie mit den Worten: „Vogue besteht aus Tradition und Erzählkunst – ebenso wie Arabien.“

Sie hat weit früher als viele andere das Potenzial des Nahen Ostens erkannt

Klingt scheinbar harmlos, aber ganz sicher hat Deena Aljuhani Abdulaziz auch künftig die Nase im Wind, denn schließlich hat sie weit früher als viele andere das Potenzial des Nahen Ostens erkannt – und sieht nicht nur, dass heute ein Drittel der Haute-Couture-Kundinnen in Saudi-Arabien lebt, dass Chanel oder DKNY eigene Kollektionen für den Nahen Osten zeigen, Dior Boutiquen in Dubai, Doha und Riad betreibt. Sondern sie erlebt hautnah mit, dass die Frauen dort nicht mehr nur als Käuferinnen die Modewelt prägen, sondern dass eine neue Generation von Designerinnen Catwalk und Religion miteinander verknüpft und Traditionen in ganz eigene, spannende Haute Couture verwandelt. 

Alia Khan, Vorsitzende des Islamic Fashion & Design Council, äußerte unlängst die Hoffnung, dass Mode aus dem islamischen Kulturkreis weltweit zu einem „Rebranding“ und einem Imagewandel des Islam beitragen möge. Ein hehres Ziel – zu dessen Erreichen Prinzessin Deena gewiss das Ihre beisteuern wird.

 


 

Mode lebt genau wie Kunst oder Musik nicht nur von denen, die sie erschaffen. Einer muss die Schöpfungen auch würdigen, sich an ihnen erfreuen – und ihnen zur Verbreitung verhelfen. So wie Deena Aljuhani Abdulaziz. Hätte sie mit Häusern zu tun, so wäre sie vermutlich alles in einem: Bauherrin, Maklerin, Architekturkritikerin und begeisterte Bewohnerin verschiedenster, erlesen gestalteter Anwesen. Und die Bilder, Möbel und sonstigen ausgefallenen Fundstücke fürs Interior? Trüge natürlich ebenfalls sie selbst aus den entlegensten Winkeln der Welt zusammen