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DONNA KARAN

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Was Coco Chanel in den Vierzigern begann, setzte Donna Karan fort und schuf genau wie Jil Sander edle, tragbare Mode, in denen eine Frau im Alltag ebenso gut aussieht wie beim Galaempfang

Königin der Haute Confection

„Design ist für mich ein Ausdruck dessen, was ich als Frau bin, mit allen Kompliziertheiten, Stimmungslagen und Emotionen.“ So Donna Karan über sich selbst. Dabei ist ihre cleane, hochwertige Mode alles andere als kompliziert, sondern verschafft ihrer Trägerin vielmehr Ruhe und Selbstbewusstsein inmitten einer hektischen, von männlichen Brokern und Wirtschaftsbossen dominierten Millionenmetropole. Ihre noblen Entwürfe aus Kaschmir, weichem Leder und Stretch waren von Anbeginn durch und durch New York – eine Stadt, in der sie wie kaum eine zweite Designerin verwurzelt ist. Immer chic, dabei aber durchdacht, praktisch und angenehm zu tragen. Es ist keine Mode für den Laufsteg, sondern (gehobene) Mode fürs wahre Leben. Mode auch, die sie selbst anzieht.

„Das Erste, was man sieht, sollte immer noch die Frau und nicht ihre Kleidung sein.“

Donna Karan

Geboren 1948 auf Long Island als Tochter eines Maßschneiders und einer Model-Mutter, war Donna Karan von Kindesbeinen an mit dem Modegeschäft vertraut. Zwei Jahre studiert sie an der berühmten New Yorker Parsons School of Design, dann wird sie nach einem Ferienjob von Anne Klein abgeworben. Als diese 1974 stirbt, übernimmt Donna Karan die Leitung. 1984 gründet sie dann mit ihrem zweiten Mann, dem Bildhauer Stephan Weiss, ihr eigenes Label und lanciert im Jahr darauf die erste Kollektion von Donna Karan New York. Den Grundstein für den kometenhaften Aufstieg legt sie mit ihren „Seven Easy Pieces“. Es ist die Ära, in der sich eine ganze Generation ehrgeiziger Businessfrauen allmorgendlich in strenge, unbequeme Hosenanzüge oder Kostüme zwängt. Ihre sieben Basics sind anders: Sie lassen sich vielfältig miteinander kombinieren, sind komfortabel und pflegeleicht. Kernstücke sind der Body, den sie gleichsam neu erfand und der zum Fashion-Hit der 80er schlechthin avancierte, sowie Wickelröcke aus Jersey. Sie ersetzen enge Blusen und Röcke – beruflicher Aufstieg statt Bügeln, wie klug. 

„Komfort mit Luxus, das Praktische mit dem Begehrenswerten vereinen“

Donna Karan selbst sagt, sie sei Problemlöserin, aber auch Künstlerin, sodass sie fortwährend nach Schönheit strebe, danach, „Komfort mit Luxus, das Praktische mit dem Begehrenswerten zu vereinen“. Unverhohlen sexy waren ihre puristischen Kreationen dabei nie, wollen sie auch nicht sein. Aber sie sind feminin, schmeicheln der Figur und kaschieren elegant die (vermeintlichen) weiblichen „Problemzonen“.

Heute blickt sie zurück auf bewegte Jahre, in denen aus den sieben Basics dann doch mehr Teile wurden. Unifarbene Kaschmirpullover, Blazer, Mäntel, Hosen, Kleider, Röcke … 1989 gründet sie mit DKNY ihre bis heute bestehende Zweitmarke für eine jüngere, weniger kaufkräftige Zielgruppe – oder fügt, wie sie es ausdrückt, „die Pizza zum Kaviar“ hinzu. Kleidung für Männer und Kinder folgen, ebenso Parfums, Dessous, Accessoires, Homewear. Es ist ein stetes Auf und Ab, insbesondere finanziell. Aber gerade dass sie daraus nie einen Hehl gemacht hat, sondern auch als Mensch stets authentisch geblieben ist, zeichnet die „Queen of the 7th Avenue“ aus. 

Nur konsequent also, dass sich Donna Karan nun mit Ende 60 nahezu ganz aus dem Modegeschäft zurückgezogen hat und nur noch beratend tätig ist, weil sie sich verstärkt der von ihr gegründeten Urban Zen Foundation (inklusive zugehöriger Stores) widmen und neben ihrer künstlerischen ihre humanitäre Ader ausleben will. Gewiss wird die engagierte Mutter, Großmutter und Yoga-Elevin auch hier keine halben Sachen machen. Denn: „Was immer ich tue, ich tue es aus ganzem Herzen und bin mit Leib und Seele dabei.“

 


 

Dürfte Donna Karan Häuser entwerfen, so wären es wohl Super-Skyscraper. Neben ihrem verstorbenen Ehemann Stephan Weiss war und ist New York ihre große Liebe, eine schier unerschöpfliche Inspirationsquelle und der Dreh- und Angelpunkt ihres Schaffens – die nächtliche Skyline diente sogar als Kulisse für ihre Abschiedsshow. Und das Interior? Schnörkellos, von klarer femininer Eleganz, aber nicht clean und auch nicht zum Repräsentieren, sondern erlesen gestaltete Räume zum Leben und Wohlfühlen.