EDITORIAL
Es hat sie immer gegeben: die Architektinnen, Interior- und Fashiondesignerinnen. Diesen Frauen, ohne die die Welt um einige bedeutende Bauwerke, Möbel, Lampen und Modeentwürfe ärmer wäre, widmen wir mit A Women's Design World ein eigenes Magazin. Und fügen gleich hinzu, dass Zaha Hadid, Charlotte Perriand, Gae Aulenti und Eileen Grey, Miuccia Prada, Donna Karan und Tsumori Chisato stellvertretend für viele weitere stehen, die hier nicht erscheinen.
Und weil Schöpfungen nicht allein von ihren Urhebern leben, sondern ebenso von denen, die sie wahrnehmen und zu würdigen wissen, haben wir auch zwei einflussreiche Stilikonen aufgenommen, die die Welt auf ihre Weise gestalten: die saudische Prinzessin Deena Aljuhani Abdulaziz – und Scheicha Mozah bint Nasser Al Missned, die auch nach ihrem Rückzug als First Lady von Katar 2013 für luxuriöse Haute-Couture-Roben noch genauso glüht wie für den Aufbau einer modernen Wissensgesellschaft.
Denn guter Stil macht die Welt nicht nur schöner, er öffnet Türen. Andererseits bemerkte schon die große amerikanische Sportswear-Designerin und Visionärin Anne Klein ganz richtig: „Clothes won’t change the world. The women who wear them will.“
Frau Miersch-Süß: Was war der Auslöser dafür, den Frauen in der Designwelt ein eigenes Magazin zu widmen?
Diese Idee formte sich Schritt für Schritt beim Entwerfen der ersten INTERIOR COUTURE Collection - The Asian Contemporary. Für jeden Entwurf eines Innenraumes suchte ich die passende Frau von heute, fragte mich nach ihrem Fashion-Stil, der Art, wie sie sich kleiden würde. Dabei wurde mir erst so richtig klar, wie nahe Mode-, Architektur- und Interiordesign beieinanderliegen, wie sehr sie sich in ihrer Entstehungsweise gleichen. So gewann der Plan Gestalt, ebendieser Designwelt, in der Frauen eine so bedeutende Rolle spielen, ein eigenes Magazin zu widmen.
Gibt es überhaupt so etwas wie typisch weibliches Design? Oder sind ein Haus, eine Leuchte oder ein Haute-Couture-Kleid einfach gut – oder auch nicht, unabhängig davon, ob sie eine Frau oder ein Mann entworfen hat?
Ich denke, es ist nicht eine Frage des Stils, sondern der Herangehensweise. Die Durchsetzungskraft, die Frauen im Laufe ihres Lebens entwickeln, wenn sie ganz sie selbst sein wollen, befreit sie zugleich von Barrieren und starren Denkmustern. Frauen sind häufig mutiger als Männer, revolutionärer und brechen mit Konventionen. Sie wollen nicht gefallen, sie wollen diese Welt mit ihrem Design und ihren Inspirationen bereichern.
Designerinnen inszenieren die Power einer Frau, ihre Lebenslust, ihre Stärke und Unaufhaltsamkeit. Dies begann um 1913 mit Coco Chanel. Sie hat mit ihrer herausragenden Persönlichkeit und ihrer ureigenen Art, Mode zu machen, Frauen den Weg bereitet. Generationen von Designerinnen sind ihr bis heute, 100 Jahre später, gefolgt.
Wer war Ihr großes Vorbild? Und warum?
Gae Aulenti! Weil sie ihrem ganz persönlichen Gespür für Design und Stil folgte. Und wegen ihres Durchhaltevermögens. Gae Aulenti war bereits 53 Jahre alt, als ihr der Durchbruch als Architektin gelang: mit der Umgestaltung des einstigen Pariser Bahnhofs zum Musée d’Orsay, das bedeutende Kunstwerke aus der Zeit von 1848 bis 1914 beherbergt. Sie ist die erste von nur zwei Architektinnen, die 1991 den seit 28 Jahren vergebenen japanischen Weltkulturpreis Praemium Imperiale für Architektur erhielt. Das Lebenswerk dieser Designerin ist immens und hinsichtlich der Vielfalt seiner Schöpfungen einzigartig. Die Umgestaltung des Palazzo Grassi in Venedig im Auftrag der Fiat-Gruppe war im Wesentlichen ihr Werk, und der Palazzo war eines der schönsten Ausstellungshäuser Venedigs – bis Tadao Ando ihn für die Fondation Pinault umbaute. Dabei ging die pittoreske Aura dieses venezianischen Palastes, die Gae Aulenti mit allen möglichen Mitteln in Szene gesetzt hatte, leider verloren. Überhaupt gibt es heute fast keine Hinweise mehr auf ihr Lebenswerk.
Sie sind selbst als Frau in einer klassischen Männerdomäne erfolgreich – mit beeindruckenden Architektur- und Interiorprojekten. Was sind Ihre Erfahrungen zu dem Thema? Worin sind Sie Ihren männlichen Kollegen überlegen? Was können Sie umgekehrt von diesen lernen?
Die Genderfrage stellt sich eigentlich nicht – erfolgreiche Architekten haben oft eine sehr weibliche Seele und stellen diese in ihren öffentlichen Auftritten in den Vordergrund.
Für Erfolg müssen Frauen sich ebenso ins rechte Licht rücken und ihre Ideen und Visionen für eine bessere Welt publik machen. Gerade aus diesem Grunde war es mir wichtig, in dieser Ausgabe Deena Aljuhani Abdulaziz und Scheicha Mozah bint Nasser Al Missned vorzustellen und zu zeigen, wie sie ihren ganz persönlichen Weg verfolgen.
Und, auch wenn Frauen von Männern lernen können, sich in Szene zu setzen – in Sachen Stil haben sie doch häufig das letzte Wort, denn am Ende ist es nicht selten die Frau, die das passende Hemd für den Anzug aussucht!
Interview und Text: Svenja Geithner, Fotos: Lars Neumann, Daniel Koch
___________________________
ARCHITEKTUR UND COUTURE-DESIGNERIN
Ines Miersch-Süß setzt mit Leidenschaft die anspruchsvollen und herausragenden Ideen für visionäre Bauherrinnen und Bauherren in Szene. Ihr feines Gespür für Menschen und Orte begleitet sie auf diesem Weg.
Die Architektin Ines Miersch-Süß ist Gründerin und Inhaberin von MSAO Miersch Suess Architectural Offices. Als Managing Director richtet sie das marktorientierte internationale Architekturgeschäft neu aus. Sie ist Ansprechpartner für Akquisition und Neuprojekte sowie für Kundenprojektanfragen.
Für mehr Informationen und eine persönliche Kontaktaufnahme wenden Sie sich bitte an: kontakt©msao.de
MIERSCH SUESS ARCHITECTURAL OFFICES
INVENT. DESIGN. BUILD.
www.msao.de
MSAO Miersch Suess Architectural Offices // www.msao.de